Samstag, 19. Oktober 2013

Marcus Jauer: Waldsterben - Die Natur der Hysterie - Als es vor dreißig Jahren hieß, der Wald werde sterben, erfasste großer Aktionismus das Land. Doch die Vorhersagen einer ökologischen Apokalypse traten nicht ein. Waren sie falsch? Oder verhinderten sie, was sie ankündigten?

Sein Satz von den Wäldern, die in fünf Jahren verschwunden sein werden, fehlte anfangs in kaum einem der Berichte zum Waldsterben. Natürlich meldeten sich andere Wissenschaftler, wie der Münchner Forstbotaniker Peter Schütt, der glaubte, in Sachen Wald „sitzt uns das Messer an der Kehle“. Natürlich kamen Reporter, die ins Erzgebirge fuhren und schrieben, dort sehe es aus, „wie in Vietnam, als die Amerikaner Agent Orange vom Himmel warfen“. Natürlich kamen Politiker wie der Sozialdemokrat Freimut Duve, der fand, Deutschland stehe „vor einem ökologischen Holocaust“. Natürlich wollte die Bürokratie nicht zurückstehen wie das Bundesinnenministerium, das 1984 an alle deutschen Haushalte Päckchen mit Rotfichtensamen verschickte, weil der Kampf gegen das Waldsterben mit dem Pflanzen eines neuen Baumes beginne. Natürlich waren das Übertreibungen. Aber sie bezogen sich letztlich alle auf den Mann, der sich dafür entschieden hatte, nicht nur der Experte zu sein, der das Komplizierte einfach macht, sondern auch der, der das Handeln erzwingt. Reduktion und Alarmismus - daraus entsteht Hysterie.

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

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