Donnerstag, 7. November 2013

Claudia Wirz: Was ist ein gebildeter Mensch?

Die «Wissensgesellschaft» hat sich von der unterhaltsamen Quizshow bis hin zum 100 000 Franken teuren Executive MBA daran gewöhnt, Wissen mit Bildung zu verwechseln beziehungsweise gleichzusetzen. Und das – naturgemäss fragmentarische – Wissen muss nützlich sein. Es gibt Standards und Instrumente, um Bildung dieser Art zu messen, zu prüfen und je nach «setting» mit Geld, Titeln oder Zertifikaten auszuzeichnen. Der Bologna-Prozess ist ebenso ein Kind dieses Geistes wie der zurzeit allgegenwärtig zu hörende Appell zum lebenslangen Lernen. Hier wie dort wird das Lernen bzw. die Bildung zur «bilanzierbaren Kennzahl des Humankapitals» (Konrad Paul Liessmann) gemacht. Man soll lernen, um nützliche Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen zu erwerben. Wer aus Spass an der akademischen Freude und Freiheit «zweckfreie» Bildung betreibt, erntet in der Generation der Punkte- und Titelsammler oft Verständnislosigkeit. Denn wozu braucht der Mensch unnütze Bildung, wenn er zweckdienliches, zertifiziertes Wissen haben kann?

Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

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