Sonntag, 2. November 2014

Steffen Roski: Bildung als Markt. Die Strategie von Bertelsmann

Die Bertelsmann AG gehört weltweit zu den größten Medien- und Informationsdienstleistungskonzernen. Mit der Fernsehtochter RTL, den Buchverlagen von Random House / Penguin Books sowie der Zeitschriftentochter Gruner + Jahr erreicht Bertelsmann täglich ein Millionenpublikum in der BRD, in Europa und der übrigen Welt. Die Dienstleistungstochter arvato betriebt Inkassoservices und sammelt über den Betrieb von Bonuspunktsysteme Daten der kaufkräftigen Kundschaft.

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe monierte im Gespräch mit der Wochenzeitung DIE ZEIT (20. Februar 2014), dass der im nordrhein-westfälischen Gütersloh ansässige Konzern noch längst nicht alle Profitmöglichkeiten ausgeschöpft habe. So stelle das „Bildungsgeschäft“ ein Feld dar, das Bertelsmann noch zu bestellen habe. Jetzt sind erste Fakten geschaffen worden. Mit dem Aufkauf von US-amerikanischen Bildungsdienstleistern strebt Bertelsmann die Marktführerschaft in Nordamerika an.

Das Engagement in diesem Geschäftsfeld kommt nicht von ungefähr. Mehr als drei Viertel der Konzernanteile werden von der steuerlich begünstigten „gemeinnützigen“ Bertelsmann Stiftung gehalten. Im Bildungswesen kooperiert die Stiftung seit Jahrzehnten mit Schulbehörden und Bildungsministerien, vergibt Preise, berät Hochschulen, evaluiert Schulen, veröffentlicht Leistungsranglisten, leistet politische Lobbyarbeit, knüpft Netzwerke von Wissenschaftlern, Politikern und Bildungsbürokraten.

Diese Vorfeldarbeit der Bertelsmann Stiftung soll sich nun in klingender Münze für den Konzern auszahlen. Bildung wird im Rahmen von Freihandelsregimen wie TTIP zu einem marktförmigen Produkt, zu einer Ware.


Mein Blog befasst sich in einem umfassenden Sinn mit dem Verhältnis von Wissen, Wissenschaft und Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk richte ich dabei auf die Aktivitäten des Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann und der Bertelsmann Stiftung.

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