Samstag, 21. März 2015

Daniel Steinvorth: Nacht über Syrien. Der Horror des Bürgerkrieges geht in sein fünftes Jahr, ein Ende ist nicht in Sicht. Schuld ist die Hilflosigkeit der Uno, der Zynismus der Schutzmächte und das Zögern des Westens.

"Reden wir über Syrien. Reden wir, auch wenn einige es nicht mehr ertragen, über die grösste humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg. So haben die Vereinten Nationen den Krieg in Syrien bezeichnet, und das erscheint nicht übertrieben. In den vergangenen vier Jahren sind bis zu 220 000 Menschen im Land getötet worden. Etwa 11 Millionen, die Hälfte der Bevölkerung, wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land und ausserhalb. Sechs Prozent sind nach Uno-Angaben tot, verstümmelt oder verwundet. Zwei Drittel der Syrer leben in 'extremer Armut'. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist von 75,9 auf 55,7 Jahre gesunken. Das sind zwei Jahrzehnte. Aber was bewirken diese Zahlen? Als sich vor einigen Tagen, am 15. März, der Beginn des Aufstands gegen das Assad-Regime zum vierten Mal jährte, berichteten die meisten Medien mehr pflichtschuldig als engagiert. Einige stellten aufwühlende Dokumentationen ins Internet und wunderten sich danach über schwache Klickzahlen. Hilfsorganisationen klagen über Desinteresse. Gespendet wird kaum noch. Erst drei Prozent des erforderlichen Jahresbudgets von 297 Millionen Dollar seien bisher eingegangen, berichtete kürzlich das Uno-Kinderhilfswerk. Warum verdrängen wir das Grauen? Weil uns die Ausweglosigkeit des Konflikts frustiert?"

Quelle: http://www.nzz.ch/meinung/debatte/nacht-ueber-syrien-1.18506788

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