Samstag, 25. April 2015

Günter Figal: Ressentiments, Selbstgerechtigkeit, Ignoranz. Martin Heideggers "Schwarze Hefte" aus den Jahren 1942 bis 1948

"Der nationalsozialistische Zivilisationsbruch in Deutschland, suggeriert uns der Denker, sei nur ein letztlich unpassender Augenblick für den neuen Anfang des abendländischen Geschicks gewesen. Und Heideggers Sorge gilt einzig dem, dass ein neuer und besserer Augenblick zukünftig nicht verpasst werde. In dieser allein mit sich selbst und dem eigenen Denken beschäftigten Sorge versteigt Heidegger sich zu Sätzen, die man noch aus historischem Abstand mit einer aus Fassungslosigkeit und Abscheu gemischten Beklemmung liest. Die 'grösste Gefahr' sei es, dass 'das <grosse> Man' - gemeint sind wohl die Siegermächte und alle, die sich durch diese befreit wussten - 'uns gerade in unser Eigenstes nicht einkehren' lasse und die Deutschen, vor allem jedoch den Einen, den Denker, am neuen Anfangen hindere; das sei eine grössere Schuld als die durch 'alle öffentlich <anprangerbaren> Verbrechen', und sie könne 'im Wesen nicht einmal am Greuelhaften der <Gaskammern>' - man beachte diese Anführungszeichen - 'gemessen werden'."

Quelle: http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/ressentiments-selbstgerechtigkeit-ignoranz-1.18526970

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