Mittwoch, 29. April 2015

Knut Henkel: Im Alter anders. Viele Einwanderer verbringen auch ihren Lebensabend in Deutschland - der Bedarf an kultursensibler Pflege nimmt daher rasch zu

In Hamburg ist das Diakoniewerk Tabea bisher die einzige Einrichtung mit zwei Wohngruppen, in denen türkische Senioren in ihrer Muttersprache umsorgt und wenn nötig gepflegt werden. In Berlin gibt es mit dem 'Türk Huzur Evi' schon seit 2006 ein türkisches Seniorenheim, wo es nicht nur Freitagsgebete und Kost ohne Schweinefleisch gibt, sondern etwa auch die Garantie, dass die Intimpflege nur von Personen des gleichen Geschlechts vorgenommen wird. Die Pioniere der interkulturellen Pflege sitzen allerdings in Duisburg. Das 1997 eröffnete 'Haus am Sandberg' war das erste Pflegeheim in Deutschland, das sich darauf einrichtete, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Alter besondere Bedürfnisse haben. Konzept und Bau des hellen Gebäudes mit grosszügigem Atrium wurden gemeinsam mit dem Forschungsprojekt 'Multikulturelles Seniorenheim' des Rhein-Ruhr-Instituts für Sozialforschung und Politikberatung entwickelt. Das Konzept 'basiert auf den Empfehlungen von zahlteichen Moschee-, Kultur- und Seniorenvereinen aus dem Ruhrgebiet und hat sich bewährt', sagt Ralf Krause. Der Heimleiter ear ebenfalls von Beginn weg in die Konzeption des Seniorenzentrums involviert. Im 'Sandberg' gibt es einen schmucken, gekachelten Gebetsraum, eine Küche, die auf die Essgewohnheiten aller Bewohner eingeht, internationale Zeitungen, aber vor allem Pfleger und Pflegerinnen, die mehrere Sprachen sprechen und für den Umgang mit Migranten ausgebildet sind. Neben den Senioren mit türkischen Wurzeln sei in den vergangenen Jahren auch die Zahl der russischstämmigen Heimbewohner gestiegen, erzählt Krause."

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 28. April 2015 (Nr. 97, 236. Jg.), S. 6.

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