Donnerstag, 2. April 2015

Toby Matthiesen: Die gefährlichen Interventionisten vom Golf. Die Militärintervention in Jemen verschärft die regionalen Spannungen zwischen Saudiarabien und Iran. Es geht weniger um echte politische Lösungen für Jemen als darum, die Vormachtstellung der Golfstaaten und des mit ihnen verbündeten ägyptischen Präsidenten Sisi in der Region zu demonstrieren.

"Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) beteiligten sich mit Kampfflugzeugen und Spezialeinheiten an der Nato-Intervention in Libyen und waren auch symbolisch wichtig, um die Intervention weniger neokolonialistisch aussehen zu lassen. Im März 2011 rollten saudische Panzer (zusammen mit Einheiten aus den VAE, Kuwait und Katar) über die Brücke, die die saudische Ostprovinz mit dem Inselstaat Bahrain verbindet, und schlugen dort eine weitgehend friedliche Demokratiebewegung nieder. 2014 führten die Golfstaaten (ohne Kuwait und Oman) dann Luftangriffe in Syrien und im Irak durch, um die Rebellen des Islamischen Staates zu schwächen. Im selben Jahr flogen die VAE zusammen mit Agypten auch Luftangriffe in Libyen. Libyen ist ein Paradebeispiel dafür, welche Konsequenzen solche Interventionen haben können und wie persönliche Rivalitäten zwischen Herrscherfamilien am Golf die Aussenpolitiken einzelner Golfstaaten beeinflussen. Denn in Libyen hat Katar Libya Dawn, einem Rebellenverband, der auch Islamisten umfasst und die Hauptstadt Tripolis kontrolliert, den Rücken gestärkt, während die VAE sich hinter General Haftar, einen säkularen alten Militär und Weggefährten von Ghadhafi, gestellt haben. Die Luftangriffe der VAE und Ägypten zielten denn auch auf Libya Dawn, mit dem Ziel, Haftar zu stärken. Die Angriffe haben das Land aber noch stärker polarisiert und den Bürgerkrieg angeheizt. Der Zerfall des Staates und die Omnipräsenz von Milizen erschweren eine politische Lösung in Libyen."

Quelle: http://www.nzz.ch/meinung/debatte/die-gefaehrlichen-interventionisten-vom-golf-1.18514108

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