Samstag, 4. April 2015

Uwe Justus Wenzel: Eine Ausgabe letzter Hände. Die Diskussion um die angemessene Edition von Martin Heideggers Schriften nimmt wieder Fahrt auf

"Wer gelassen bleiben will, wird fragen: Warum heute noch so viel Aufhebens um den Nachlass, wo doch bereits die Quellen zu gut neunzig Bänden eingesehen werden können? Selbstredend geht es um unter der - letzten oder vorletzten - Hand vorgenommenen Textänderungen, zumal um solche, die Rückschlüsse auf Gesinnungen, Ressentiments oder sonstige Geisteszustände zulassen. Darum dreht sich die 'Heidegger-Debatte' seit gut sechs Jahrzehnten immer wieder. Peter Trwany, der Editor auch der 'Schearzen Hefte', hat bereits vor einem Jahr auf einen Satz hingewiesen, der in dem von ihm 1998 herausgegebenen Band 69 der Gesamtausgabe fehle, aber im ursprünglichen Manuskript (aus der Zeit von 1938/40) stehe. 'Zu Fragen wäre', schreibe Heidegger dort, 'worin die eigentliche Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum begründet' sei. Ist da von den Juden als Opfern von 'planetarischen' Verbrechern die Rede - oder werden sie selbst des Verbrechertums bezichtigt? Nach dem Bekanntwerden der einschlägigen Passagen aus den 'Heften' ist die zweite Lesart die naheliegende."

Quelle: http://www.nzz.ch/feuilleton/eine-ausgabe-letzter-haende-1.18515827

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